Stuttgarter Zeitung vom 22.3.2002

Im Egert wird auf 40 Passivhäuser gesetzt

Ratsmehrheit bringt den Bebauungsplanvorentwurf für das Siedlungsgebiet in Zell auf den Weg

ESSLINGEN. Der Protest gegen das Baugebiet Egert wird nicht leiser. Aber im Zeller Ortschaftsrat und im Esslinger Gemeinderat streben breite Mehrheiten die Bebauung an. Auf dem formalen Weg dahin ist jetzt eine weitere Etappe zurückgelegt worden.

Von Helmar M. Heger

Mit dem vom gemeinderätlichen Ausschuss für Technik und Umwelt abgesegneten Bebauungsplanvorentwurf geht das Verfahren in die nächste Runde. Träger öffentlicher Belange und Bürger können sich nun zu dem Entwurf äußern, der auf den Bau von 100 Wohnhäusern in dem Areal oberhalb von Zell abzielt. Ursprünglich hatte die im Wettbewerb siegreiche Arbeit der beiden Züricher Architekten Albers und Cerliani 107 Häuser vorgesehen. Im südlichen Teil des Terrains - es gehört der Stadt - werden 40 Passivhäuser angestrebt. Deren Bau kommt der Absicht der Stadt, wie es OB Jürgen Zieger formuliert, entgegen, "innovative Energiekonzepte zum Tragen zu bringen". Der Egert soll überhaupt zu einem Vorzeigeobjekt modernen und Energie sparenden Bauens werden. Zieger zweifelt nicht daran, dass bei der Verwirklichung "qualifizierte Träger" gefunden werden können. Den Bau der Passivhäuser möchte der OB weder von freiwilligen Vereinbarungen noch von städtischer Förderung abhängig machen. Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht ist dafür, "dass wir im Egert die Latte hoch hängen". Im Rahmen eines Grünordnungsplans für den Egert werde auch eine Klimauntersuchung vorgenommen. Dass der Zeller Ortschaftsrat mit großer Mehrheit hinter dem Projekt steht, hält Wallbrecht für eine "gute Grundlage".

Nach dem Wettbewerbsergebnis plädiert Rüdiger Lambrecht von der SPD jetzt für eine "zügige Bebauung". Der CDU-Rat Edward-Errol Jaffke macht sich für eine starke Bürgerbeteiligung am weiteren Fortgang stark, und die Freien Wähler sehen es nach Dieter Deuschle an der Zeit, "die unterschiedlichen Gesichtspunkte in eine Form zu bringen". Bis die Bagger anrücken können, wird es noch eine Weile dauern. Für das Bebauungsplanverfahren, so rechnen Experten vor, werde rund ein Jahr einkalkuliert werden müssen.

Drei andere Esslinger Neubaugebiete sind von Klimatologen unter die Lupe genommen worden. In dem vom Büro Reuter (Ostfildern) erstellten Gutachten ging es um Auswirkungen der geplanten Bebauung auf das lokale Klima und die Beeinflussung der Kaltluftströme. Beim Spitalwald in Rüdern (geplant sind 40 Häuser) und bei den Sulzgrieser Kastenäckern (34 Gebäude) sind nach Einschätzung der Experten keine gravierenden Auswirkungen zu erwarten. Eine Planung sei "klimatisch vertretbar", wenn bei der Bebauung auf Energie sparende Bauweise, ausgedehnte Freiräume, Pflanzgebote und begrünte Dächer gesetzt werde.

Bei den Hochwiesen in Sulzgries - hier sind 61 Häuser vorgesehen - ist die Situation aus Sicht der Klimatologen anders. Der Bereich wird als als wichtig für die Kaltluftproduktion eingestuft. Deshalb werde empfohlen, "nicht zu bauen". Könne diesem Ratschlag nicht gefolgt werden, sei unbedingt Wert auf lockere Bebauung und großzügige Grünflächen zu legen. Eine Entscheidung dazu ist noch nicht gefallen. Für die Hochwiesen jedenfalls, so der SPD-Fraktionschef Andreas Koch, "steht die Ampel auf Gelb".