Stuttgarter Zeitung vom 22.5.2003

Leichte Abstriche im Egert

Planentwurf für das Zeller Baugebiet ist überarbeitet worden

ESSLINGEN. Bei der Verwirklichung des geplanten Neubaugebietes Egert in Zell ist eine weitere Etappe zurückgelegt worden. Der Esslinger Ratsausschuss für Technik und Umwelt hat den Bebauungsplan-Entwurf mit großer Mehrheit abgesegnet.

Von Helmar M. Heger

Knapp zweieinhalb Jahre nach dem Abschluss des Wettbewerbs für das Neubaugebiet Egert liegt jetzt der überarbeitete Planentwurf vor. Er spiegelt die in den vergangenen Monaten eingegangenen Anregungen und Wünsche der am Vorverfahren Beteiligten wider. Von fünf Hektar im Egert - das Gelände gehört der Stadt - sollen etwa 2,8 Hektar bebaut werden. Städtebauliche Richtschnur für das Neubaugebiet, durch das die Kommune vornehmlich jungen Familien die Ansiedlung oberhalb des Stadtteils Zell schmackhaft machen möchte, ist die Vorstellung des Züricher Architektenteams Albers und Cerliani. Die Schweizer hatten in dem von 34 Teilnehmern beschickten Architektenwettbewerb nach Meinung der Jury die ansprechendste Arbeit abgeliefert. Im Baugebiet Egert sollen rund 100 Häuser unterschiedlichen Zuschnitts entstehen.

Zu den im Planentwurf berücksichtigten Anregungen zählt unter anderem, dass die Zahl der Geschosse maximal drei betragen darf und die Anzahl der Wohnungen pro Haus limitiert wird. Im Bebauungsplan nicht mehr enthalten ist die Kleingartenanlage am nordöstlichen Rand des Areals. Die Kleingärten, so die Verwaltung, seien über das Bundeskleingartengesetz geschützt. Darüber hinaus bestehe zurzeit "kein weiterer Regelungs- und Gestaltungsbedarf". Aufwendig gestaltet werden soll dagegen die Entwässerung des Neubaugebietes. Nach der Regelung des baden-württembergischen Wassergesetzes muss das Niederschlagswasser aus Neubaugebieten dezentral - über Versickerung - beseitigt werden. Die geologischen Verhältnisse im Egert sind dafür ungünstig. Deshalb soll das über dem Baugebiet niedergegangene Regenwasser in den nahe gelegenen Forstbach abgeleitet werden. Um die dort beheimateten Steinkrebse nicht zu gefährden, bilden ausgeklügelte Rückhaltemöglichkeiten im Egert eine Art Wasserpuffer, der selbst nach Starkregen für dosierte Abgabe der Niederschläge sorgt. Das vom Überlinger Atelier Dreiseitl ausgearbeitete Entwässerungskonzept - es setzt auch gestalterische Akzente - kombiniert Retentionsflächen im privaten und öffentlichen Raum und begrünte Dächer. Ähnlich funktioniert das Prinzip des gedrosselten Überlaufes bei der Landschaftstreppe im Scharnhauser Park.

Der Esslinger OB Jürgen Zieger nennt die gefundene Lösung "ein hervorragendes Konzept". Zusammen mit dem Energiekonzept (Passivhäuser, Fotovoltaik, Sonnenkollektoren) könne die geplante Siedlung ein ökologisches Aushängeschild werden. Ohne Eingriffe in die Landschaft wird es nicht gehen. Dem Baugebiet fällt unter anderem ein Hohlweg zum Opfer. Als Kompensation für die Planierung sind Hecken vorgesehen. Allerdings nicht in Egertnähe, sondern im Stadtteil Krummenacker. Wenn es nach dem Arbeitskreis "Kein Neubaugebiet Zeller Egert" ginge, könnte sich die Kommune alle Anstrengungen sparen. Nach Ansicht des Arbeitskreises wächst die Esslinger Bevölkerung auch ohne Neubaugebiete. Damit entfalle ein "zentrales Argument" für die städtische Siedlungspolitik. Mit der Entscheidung für den Bebauungsplan-Entwurf hätten Ortschaftsrat und Ratsausschuss "den vorletzten Sargnagel für die Zeller Zukunft eingeschlagen".

Aktualisiert: 22.05.2003, 05:04 Uhr