Stuttgarter Zeitung vom 5.7.2002

ESSLINGEN. Der Arbeitskreis Kein Neubaugebiet Zeller Egert macht mobil. In den nächsten Wochen sollen alle Zeller Bürger schriftlich erklären, wie sie zu dem Projekt stehen.
Von Kai Holoch

In die 2050 Briefkästen des Esslinger Stadtteils Zell flattern in den kommenden Tagen gelbe Zettel. Mit einer groß angelegten "Bürgerbefragung" will der Arbeitskreis Kein Neubaugebiet Zeller Egert erkunden, ob Esslingens Oberbürgermeister Jürgen Zieger mit seiner Vermutung Recht hat, dass die schweigende Mehrheit in Zell den Bau von bis zu 105 Wohneinheiten in exponierter Wohnlage befürwortet oder ob die Zeller, wie der Arbeitskreis annimmt, mit großer Mehrheit das Projekt ablehnen. Nachdem die Stadt ihre Planungen zum Neubaugebiet veröffentlicht hat, sieht der Arbeitskreis den richtigen Zeitpunkt für eine Bürgerbefragung gekommen.
Werner Barth, einer der Organisatoren der Befragung, betont, dass man die Antworten zwar vertraulich behandeln wolle. Es gehe dem Arbeitskreis aber auch darum, ein nachvollziehbares und objektives Stimmungsbild zu ermitteln. Deshalb werden nur die Stimmen wahlberechtigter Bürger gezählt. Folglich müssen die Bürger ihren Namen, die Anschrift und das Alter preisgeben.
Trotz dieser Hemmschwelle hofft Werner Barth auf einen hohen Rücklauf. Zum einen bestehe die Möglichkeit, die Fragebogen in eine der im Zeller Rathaus und im Südmarkt in der Bachstraße aufgestellten Urnen zu werfen. Zudem werden Helfer der Bebauungsplangegner Ende Juli durch Zell laufen, um die Fragebogen an den Haustüren abzuholen.
Der Arbeitskreis wendet sich gegen die städtischen Pläne, weil dadurch die ohnehin schon von Verkehr stark belastete Bachstraße zusätzliche 1500 Fahrzeugbewegungen zu verkraften hätte. Damit werde die von der Stadt Esslingen versprochene Steigerung der Attraktivität des Zeller Ortskerns ad absurdum geführt. Komme das Neubaugebiet, werde zudem ein gern besuchtes Naherholungsgebiet entwertet und unnötigerweise Landschaft versiegelt. Für Mittwoch, 10. Juli, 19.30 Uhr, lädt der Arbeitskreis zur Podiumsdiskussion "Was braucht Zell wirklich für eine lebenswerte Zukunft?" ins evangelische Gemeindehaus in der Kirchstraße.