Stuttgarter Zeitung vom 4.7.2003

Neubaugebiet Egert als Mustersiedlung
Die Qualität des Esslinger Bauprojekts soll durch begleitende Workshops gesichert werden

ESSLINGEN. Der Anspruch an das Neubaugebiet Egert oberhalb von Esslingen-Zell soll vergleichbar sein mit dem, den Ostfildern an die Realisierung des Scharnhauser Parks stellt. Deshalb will die Esslinger Verwaltung nichts dem Zufall überlassen.

Von Kai Holoch

Eine "Strategie" muss her. Schließlich liegen bei der Realisierung des Neubaugebiets Egert zwischen Anspruch und öffentlicher Wahrnehmung Welten. Während die Verwaltung und der Gemeinderat in seiner überwältigenden Mehrheit fest entschlossen sind, oberhalb von Zell eine Mustersiedlung von städtebaulicher und architektonischer Qualität zu errichten, die auch in Punkto Wirtschaftlichkeit, Ökologie und sozialer Nachhaltigkeit Maßstäbe setzt, haben die Baugegner in Zell dafür gesorgt, dass das Thema "Egert in der Öffentlichkeit vor allem negativ besetzt ist" - so steht es in der Vorlage, die gestern dem Ausschuss für Technik und Umwelt des Esslinger Gemeinderats präsentiert wurde.

Doch dieses Bild soll nun gründlich revidiert werden. Zunächst müsse es darum gehen, ein positives Bild der Siedlung in der Öffentlichkeit herzustellen, um potenzielle Bauherren und Investoren für das Neubaugebiet Egert zu interessieren. Dabei müsse den Interessenten allerdings klar gemacht werden, dass "ein solches Siedlungsprojekt nicht als freies Spiel zwischen Angebot und Nachfrage mit mehr oder minder zufälligem Ergebnis erfolgen kann, sondern nur als begleitender und gesteuerter Prozess", so heißt es in der Vorlage.
Damit die städtebaulichen Leitvorstellungen verwirklicht werden, eine kostengünstige, dabei qualitätvolle und vielfältige Architektur entsteht, die ökologischen Vorgaben eingehalten werden und sich im Egert neben jungen Familien auch andere "Zielgruppen" ansiedeln - und so frühzeitig generationsübergreifende Kontakte entstehen -, soll ein Gestaltungsbeirat gegründet werden. Dieses Sachverständigengremium soll die Bebauungsvorschläge betreuen und die verabredeten Standards sichern.
Parallel dazu werden in den verschiedenen Bauphasen Workshops organisiert, in denen die Ergebnisse des Gestaltungsbeirats diskutiert und die Projekte zur Baureife vorangetrieben werden. Grundvoraussetzung ist dabei, dass sinnvolle Änderungen in den Bebauungsplan einfließen können. Erst wenn alle Fragen der Bebauung geklärt sind - von der Architektur bis zur Freiflächenplanung und zur Wärmeversorgung -, erfolgt mit der Baugenehmigung der Grundstücksverkauf. Welche Preise die Käufer im Egert für den Quadratmeter zahlen müssen, steht unterdessen noch nicht fest. Nach der Sommerpause soll der Gemeinderat hier eine Entscheidung treffen. Baubeginn könnte, so die Planung der Verwaltung, in der zweiten Jahreshälfte 2005 sein. Dann soll auch die innerörtliche Bachstraße in Zell für drei Millionen Euro ausgebaut werden.