22. April 2003

Offener Brief an die Zeller Ortschaftsrätinnen und -räte
Wir hatten uns gewünscht, mit unseren letzten Anschreiben und den Einladungen an Sie nochmals in inhaltliche Gespräche mit Ihnen zu kommen. Sie hatten sicher Ihre Gründe, die gebotenen Gelegenheiten zu Gesprächen nicht zu nutzen – wir bedauern dies außerordentlich. Nun liegt der nächste Schritt im Bebauungsplanverfahren zur Bebauung des Zeller Egerts auf Ihrem Tisch und Sie entscheiden darüber, ob Sie trotz aller ungelösten Fragen zustimmen.

Diese Fragen zu den Auswirkungen des Neubaugebietes sind in den vergangenen drei Jahren nicht weniger, sondern mehr geworden - Antworten gibt es darauf immer noch keine.
Wir staunen deshalb über Ihre bisherige, durch nichts – weder guten Argumenten, noch der Stimmung in der Bevölkerung, noch dem Ergebnis der Bürgerbefragung - zu erschütternde Entschlusskraft, dem Baugebiet trotz aller bekannten Nachteile für Zell zuzustimmen.
Die wichtigsten Auswirkungen bzw. Argumente sind unverändert:

- Bisher konnte niemand erklären, wie trotz einer Zunahme des Verkehrs durch die Zeller Ortsmitte
  diese aufgewertet werden kann.

- In den letzten Jahren ist Esslingen auch ohne Neubaugebiete gewachsen, entgegen aller Prognosen –
  siehe Bericht in der Esslinger Zeitung vom Dezember 2002. Selbst für das Stadtplanungsamt ist die
  Bevölkerungsentwicklung inzwischen kein 'zentrales Argument' mehr. Wozu wird dann ein Neubaugebiet
  Egert in einer so ungünstigen Randlage benötigt?

- Wo ist der Bedarf für Neubaugebiete? In Altbach und Deizisau wird seit Jahren versucht, die dortigen
  Baugebiete zu verkaufen – mit mäßigem Erfolg, immer noch stehen weite Teile leer. Wollen Sie Zell über
 10-15 Jahre hinweg den Bauverkehr mitten durch die Zeller Ortsmitte zumuten?

- Wie oft sind Sie bei schönem Wetter schon selbst auf dem Zeller Egert spazieren gegangen und haben
  dabei die freie Landschaft genossen? Und diese Erholungsmöglichkeiten wollen Sie kommenden
  Generationen verwehren?

- Durch dieses Neubaugebiet entsteht eine Splittersiedlung ohne jegliche Anbindung an den Ortskern,
  ohne eigene Infrastruktur. Wie viel Aufwand, Energie und Gelder, wie viel Sozialarbeit werden nötig
  sein, um die dadurch entstehenden Probleme aufzufangen? Glauben Sie ernsthaft daran, dass trotz
  dieser räumlichen Distanz eine gute Einbindung in das Zeller Dorfleben erfolgt? Das Baugebiet wird
  immer ein Fremdkörper in Zell bleiben.
 

Doch nicht nur wir fragen uns, wo denn der Vorteil, der Mehrwert dieses Neubaugebietes für Zell sein soll.

Zitat OB Zieger auf der öffentlichen Vorstellung im Zeller Zentrum am 22. Mai 2001:
Mit diesen Planungen muss für Zell ein Mehrwert verbunden sein! Als Zeller Bürger fragen wir deshalb unsere Ortschaftsräte: wo ist nun dieser Mehrwert - wir können jedenfalls keinen erkennen!

Dieses Baugebiet hat für Zell nur Nachteile. Die Zeller Bürger haben dies schon längst erkannt und in der Bürgerbefragung letztes Jahr ganz eindeutig zum Ausdruck gebracht. Die gleichen Bürger hatten ihren Ortschaftsrat aber auch gewählt, um die Zeller Interessen - auch gegenüber einer den Ortsteil Zell immer vernachlässigenden Stadtverwaltung - zu vertreten und Schaden von Zell abzuwenden.

Auch wenn von einigen von Ihnen manchmal ein anderer Eindruck erweckt wird: Sie haben es in der Hand, wie unser Zell in 10 Jahren aussehen wird und ob es ein lebenswertes Zell sein wird.

Die Ablehnung eines Neubaugebietes Zeller Egert durch den Ortschaftsrat wird dieses Neubaugebiet zu Fall bringen, alle anderen Behauptungen, z.B. Sie seien eigentlich ohnmächtig gegenüber der Stadt sind Legende! An Ihnen vorbei wird in Zell kein Neubaugebiet gebaut – dies heißt zum einen, dass Sie Handlungsmöglichkeiten haben und zum anderen, dass Sie sich nicht hinter anderen verstecken können. Sie müssen selbst für Ihre Entscheidung Verantwortung übernehmen.

In diesem Sinne fordern wir Sie dazu auf, engagiert die dokumentierten Interessen der Zeller Bevölkerung zu vertreten – dazu wurden Sie gewählt! Sollten Sie dies jedoch nicht wollen oder mit Ihrem Gewissen nicht vereinbaren können, bitten wir Sie demokratisches Format zu beweisen und die logischen Konsequenzen zu ziehen!

Hochachtungsvoll, immer noch hoffend - Ihr Arbeitskreis 'Kein Neubaugebiet Zeller Egert'