Kritik an neuer Esslinger Baupolitik
Zum Thema "Esslinger Baupolitik":

Man reibt sich verwundert die Augen: Da wird ein Klimagutachten vorgestellt, nach dem eine weitere Bebauung des Hochwiesenwegs in Sulzgries schlicht unverantwortlich ist - und kurz darauf stimmt der ATU des Gemeinderats der Bebauung Hochwiesen zu. Man wundert sich weniger, wenn man Namen und Berufe der Zustimmenden erfährt: Da taucht der Gedanke auf, ob sich nicht Immobilienmakler, Notare, Architekten, Zimmerleute, Elektriker u. a. bei bestimmten Themen als befangen betrachten und der Stimine enthalten sollten, da sie sonst in den Verdacht geraten könnten, bei ihrer Zustimmung nach möglichen lukrativen Aufträgen geschielt zu haben. Es muss erlaubt sein, zu fragen, was die Damen und Herren des ATU eigentlich abgewogen haben? Die Argumente der Befürworter der "neuen Esslinger Baupolitik" wurden in den vergangenen Monaten fast ausnahmslos durch Bekanntmachung von Gutachten und Tatsachen widerlegt. Erinnert sei nicht nur an Klimagutachten, sondern an Veröffentlichungen des Statistischen Landesamtes Baden-Württernberg zu Einwohnerzahl, Altersstruktur, Flächenverbrauch usw. Dies sind Fakten, denen die Herren Zieger und Co. nichts Glaubwürdiges entgegenzusetzen haben.
Zur Erinnerung: Esslingen = sterbende Stadt? Fakt ist, dass die Stadt Esslingen seit 1933 bis Ende 2000 überdurchschnittlich gewachsen ist, von 43 089 auf 90 007 Einwohner, das sind 108,9 Prozent gegenüber 103,9 Prozent für ganz Baden-Württemberg.
Esslingen = vergreisende Stadt? Fakt ist, dass die Esslinger neben einigen anderen Städten schon vor mehr als 30 Jahren zirka zwei Jahre älter waren als die Mehrzahl der Baden-Württemberger.
Ende 2000 liegen die Esslinger nach wie vor altersmäßig um etwa zwei Jahre über dem Landesdurchschnitt, nämlich mit 42,2 gegenüber 40,2 Jahren. Doch wohl kaum Grund zur Besorgnis.
Esslingen = Platz für junge Familien? Fakt ist, dass bei einem Quadratmeter-Preis von 1000 Mark schon bei einem 5-Ar-Bauplatz bereits eine halbe Million verpulvert ist, bevor der erste Spatenstich erfolgt ist. Wer kann das bezahlen? Bezahlbaren Wohnraum für Großfamilien gibt es nur in der Innenstadt, sie sollte mit viel Grün wieder attraktiv gemacht werden wie in den 30er Jahren.
Esslingen = Platz für "besser Verdienende"? Vermutlich nichts als eine große Illusion. Fakt ist, dass ein Bauherr bei 1000 Mark/Quadratmeter zu Recht eine "Traumlage" erwartet mit unverbaubarer Aussicht und Sonneneinstrahlung von morgens bis abends, nicht einen Obsthang, der winters oft schon ab 15.30 Uhr zappenduster ist (zum Beispiel die Hohen Wiesen).
Unter solchen Bedingungen dürfte Esslingen mit anderen Städten, die auch Bauland anbieten, kaum konkurrieren können. Sauer aufstoßen dürfte dazuhin auch jedem Bauwilligen der hiesige Grad der Bodenversiegelung, denn Esslingen gehört schon jetzt mit fast 40 Prozent zu den Spitzenreitern im Land.

Und nun sollen die letzten Naherholungsgebiete entgültig und vollends zerstört werden.

Dr. Wolfgang Kohler Esslingen