Esslinger Zeitung vom 13.3.2002

Schwere Zeiten für den Einzehhandel in Zell

Die Aussichten für den Zeller Einzelhandel sind wenig rosig: Geschäfte stehen leer. Im Mai schließt der Matratzen-Laden' im Ortskern. Mit Problemen kämpft auch der Südmarkt in der Bachstraße.
Erich Trugenberger, Vorsitzender des Handels- und Gewerbevereins Zell, wirkt etwas ratlos. "Die Situation ist schon sehr komisch", sagt er zur Krise des Einzelhandels in der Zeller Mitte. Noch funktioniert die Nahversorgung. Spontan fallen ihm aber drei neue Lücken im Angebot ein. Geschlossen haben in jüngerer Vergangenheit ein Laden für Spielund Schreibwaren, ein Friseur und ein Geschäft für Gemüse und Obst. Trugenberger spricht von einem "allgemeinen Trend zu den großen Märkten, der auch in anderen Stadtteilen zu beobachten ist".
"Der Handels- und Gewerbeverein kann nichts machen", sagt der Vorsitzende. Chancen sieht er nur, wenn die Parkprobleme in der Bachstraße gelöst werden. Trugenbergers Hoffnungen ruhen auf der Diskussion über das neue Gesicht für die Ortsmitte. "Dieses Thema spielt die zentrale Rolle."
Akuten Handlungsbedarf sieht auch Otto Dress, der sich um die Zukunft der Bachstraße sorgt. Nach dem Abschied des Nanz-Markts ist es ihm mit viel Mühe gelungen, den Südmarkt als neuen Mieter für seinen Laden zu gewinnen. Trotz finanzieller Zugeständnisse drohte dem Geschäft im vergangenen Jahr erneut die Schließung. Dress konnte diesen Rückschlag für die Zeller Ortsmitte nur verhindern, weil sich einer der drei Gesellschafter des Südmarkts durchgerungen hat, den Standort auf eigene Faust zu betreiben.
Aufgeschreckt durch Entwürfe aus dem Esslinger Rathaus sieht Dress neue Gefahr im Anmarsch. Wie berichtet, schlägt das Stadtbauatelier Stuttgart vor, dass in der Bachstraße eine ganze Reihe von Parkplätzen wegfällt. Im Zusammenhang mit einem Kreisverkehr soll der Ausgleich in der Hauptstraße erfolgen.
Neben Dress wehrt sich auch der Arbeitskreis "Kein Neubaugebiet Zeller Egert” gegen einen Ausverkauf der Parkplätze.
Auch Wolfgang Ratzer, Abteilungsleiter im Stadtplanungsamt, spricht von ungelösten Verkehrsfragen in der Bachstraße. "Wir brauchen Parkplätze in direkter Nähe der Geschäfte." Das Stadtbauatelier teile diese Meinung. Neue Untersuchungen zeigen, dass die meisten Parkplätze erhalten werden können, wenn sich die Planer mit einer 5,50 Meter breiten Fahrbahn begnügen. "Ein kleines Minus lässt sich in diesem Bereich aber nicht ganz vermeiden", räumt er ein. Ratzer warnt, die Diskussion allein auf die Parkprobleme zu verkürzen. "Wichtig ist, dass die Zeller in den örtlichen Geschäften einkaufen."
Während Ratzer die Absicht verfolgt, der Ortsmitte mit städtebaulichen Impulsen auf die Sprünge zu helfen, hat ein Firmensprecher der Matratzen Concorde AG das Kapitel Zell abgeschlossen. Der Standort sei für dieses Unternehmen im Rückblick ungeeignet gewesen, sagt er. Der Hinweis auf fehlende Parkplätze taucht in seiner Erklärung für den Abschied nicht auf.