Esslinger Zeitung vom 5.4.2002
Anlieger der Kirchstraße zeigt Zähne
Esslingen: Tiefbauamt bereitet Ausbau vor - Vorstufe für Neubaugebiet Egert
Von Hermann Dorn
Im Sommer soll der Ausbau der Kirchstraße in Zell beginnen. Auf dieser Strecke fließt künftig der Verkehr in das Neubaugebiet
Egert. Wenige Monate vor dem Startschuss fehlt der Stadt aber noch ein kleines, Grundstück. Seit Jahrzehnten schiebt das Tiefbauamt den Ausbau der Kirchstraße vor sich her. "Der desolate Zustand der Fahrbahn erlaubt keinen
weiteren Aufschub", sagt Reinhard Mattl, stellvertretender Leiter des Tiefbauamts. Für die Entschlossenheit im Rathaus gibt es einen weiteren Grund: Über dem Neckartal muss das geplante Neubaugebiet Egert mit seinen 100
Wohnungen erschlossen werden. Die richtige Lösung glauben Planer und Kommunalpolitiker in der Kirchstraße gefunden zu haben. Klar ist aber, dass die Straße diese Aufgabe nur in ausgebautem Zustand erfüllen kann. 890 000 Euro
verschlingt die Maßnahme zwischen Bachstraße und Heiligenbergweg, zu der umfangreiche Kanalarbeiten gehören. Die Anlieger werden an den Kosten für den Straßenbau kräftig beteiligt. Manchen Betroffenen fällt es schwer, die
Belastung zu akzeptieren. "Wir bezahlen und haben nachher viel mehr Verkehr vor unseren Haustüren", sagt ein Anwohner, der sich nicht mit den Bauplänen im Egert anfreunden kann. Mit seiner Kritik steht er nicht
allein. Wie mehrfach berichtet, wehren sich viele Zeller gegen den Eingriff am Stadtrand. Während der Streit über Für und Wider des Baugebiets andauert, nimmt Mattls Zeitplan klare Formen an: "Wir wollen die Arbeiten im
Juni vergeben", sagt er. Im Sommer könnten die Bagger anrücken. Als Termin für den Abschluss nimmt der stellvertretende Amtsleiter das Frühjahr 2003 ins Visier. Im Rathaus glaubt man klare Signale zu besitzen, dass die
Anlieger die fehlenden Grundstücke für den Ausbau verkaufen. Widerstand leistet nur Gerhard Schickler, der "einen angemessenen Preis für meinen Boden" fordert. "Wenn die Stadt die 22 Quadratmeter meines
Grundstücks will, muss sie mich enteignen", sagt er. Mattl sieht den Konflikt gelassen. Er verweist auf den Bebauungsplan, der eine sichere Grundlage für den Ausbau bildet. Sollte die Einigung mit Gerhard Schickler auf
sich warten lassen, könnten die Arbeiten trotzdem beginnen - allerdings unter erschwerten Umständen, wie man im Tiefbauanit einräumt. Vor dem Startschuss müssen die Planer noch eine Hausaufgabe erledigen. Bleibt es im
Bereich der Kirche bei einer vier Meter breiten Fahrbahn, wie es die Fachleute im Rathaus vorschlagen? Oder setzen sich die Kritiker in Zell durch, die mehr Platz für den Verkehr fordern? Mit dem Ergebnis der Untersuchungen
geht die Verwaltung erneut in den Ortschaftsrat. Während der Startschuss in der Kirchstraße in greifbare Nähe gerückt ist, geht das Tauziehen um das neue Gesicht der Zeller Ortsmitte weiter. Die Verwaltung hat angekündigt,
ihre Pläne für die Bachstraße und die Kreuzung Bach-/Hauptstraße zu überdenken. Auf dem Prüfstand stehen die Wasserspiele an der Kreuzung ebenso wie das Konzept für die Parkplätze.
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