Esslinger Zeitung vom 3.7.2003
Rathaus peilt im Egert den ersten Spatenstich an
ES-Zell: Zeitplan sieht Baubeginn in zwei Jahren vor - Begleitung soll Garantie für hohe Standards liefern
Von Hermann Dorn
Die Stadtverwaltung legte gestern im Ausschuss für Technik und Umwelt den Fahrplan für das Neubaugebiet Egert in Zell vor. Er sieht eine
intensive Werbung für die Siedlung vor, die aus 100 Häuser bestehen soll. Als Termin für den ersten Spatenstich über dem Neckartal peilen die Planer das Jahr 2005 an. Im Esslinger
Rathaus verfolgt man mit dem Neubaugebiet hohe Ansprüche. Die Rede ist von der größmten Passivhaussiedlung in Baden-Württemberg. Was die städtebaulichen Qualitäten betrifft, so werden sie ebenso wie das ambitionierte System für
das Oberflächenwasser in einem Atemzug mit dem Scharnhauser Park in Ostfildern genannt. Die Verantwortlichen wissen aber auch, dass das Projekt bei der Zielgruppe noch recht unbekannt ist. Heiß diskutiert wird es bisher nur in
Zell. Und dort hagelt es Kritik. Die Gegner warnen vor dem Eingriff in die Landschaft und den Folgen für den Verkehr. Verwaltung und Gemeinderat schicken sich jetzt an, der
Öffentlichkeit ein positives Bild vom Egert zu vermitteln. Gestern folgte der Ausschuss für Technik und Umwelt dem Antrag, für das Vorhaben die Werbetrommel zu rühren. Die Offensive, die im September gestartet werden soll,
wendet sich an Bauträger, Architekten und Investoren. In einer Arbeitsgruppe werden Interessenten alle Fragen diskutieren. Geht die Rechnung auf, stehen am Ende genehmigungsfähige Baugesuche. Mit dem Konzept will das Rathaus die Neugierde wecken und den Ablauf steuern. Es liefert aber auch die Garantie, dass die städtebaulichen und ökologischen Standards verwirklicht werden. Verhindert werden
soll, dass die Bauträger nach dem Kauf der städtischen Grundstücke und nach der Genehmigung von Vorgaben wie dem Passivhaus-Standard abweichen. Dieser Gefahr will das Rathaus durch entsprechende Formulierungen in den Verträgen
und einer engen Zusammenarbeit vorbeugen. "Wir können die Entwicklung im Egert nicht allein dem Markt überlassen", begründete Wolfgang Ratzer vom Stadtplanungsamt die Vorsicht. Wenn
der Zeitplan eingehalten werden soll, muss die Stadt den Egert rasch erschließen. Nach diesem Konzept rücken die ersten Bagger im Herbst 2004 an. Die Kosten, die in dieser Phase für die Vorarbeiten anfallen, beziffert Wolfgang
Ratzer vom Stadtplanungsamt auf 4,5 Millionen Euro. Sie werden auf einem Sonderkonto auf der Sollseite verbucht. Auf die Habenseite wandern die Erlöse aus dem Verkauf der Grundstücke, die sich ausnahmslos in städtischem Besitz
befinden. Wie ernst es den Verantwortlichen im Rathaus mit dem Zeitplan ist, zeigt die Absicht, für die Ortsmitte Zell in den nächsten zwei Jahren drei Millionen Euro zu reservieren. Mit diesen Investitionen wollen Verwaltung
und Gemeinderat die Bedingung des Ortschaftsrats Zell erfüllen, dass weitere Maßnahmen im Egert nur akzeptiert werden, wenn die Ortsmitte aufgewertet wird.
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