Schluss machen mit dem Raubbau
Zu" Impulse für Kultur und Wissenschaft" vom 6. Juli 2002:

Es ist anerkennenswert, dass OB Dr. Zieger in seiner Rede zum Schwörtag eine für uns alle unbequeme Notwendigkeit in den Mittelpunkt gestellt hat - den Übergang zur "Nachhaltigkeit". Er hat zum Beispiel dargelegt, dass die Stadt auf Dauer nicht mehr Geld ausgeben kann, als sie auf der anderen Seite einnimmt. Nachhaltiges Wirtschaften, nachhaltige Politik sind die logische Konsequenz aus der simplen Erkenntnis, dass in einer begrenzten Welt nicht alles grenzenlos wachsen kann. Auf einem anderen, genauso,' wichtigen Politikfeld lässt unser OB diese Konsequenz allerdings vermissen: beim Umgang mit den Grünflächen. Nach über tausendjährigem Wachstum der Stadt sind jetzt 40 Prozent der Gemarkung überbaut - im Landesdurchschnitt Baden-Württembergs sind es nur 13 Prozent. Weiterer Flächenverbrauch würde unsere Heimat noch mehr unter Beton und Asphalt verschwinden lassen, Verkehr, Lärm, Luftbelastung usw. würden noch mehr zunehmen. Erholsame Naturerlebnisse direkt bei der Stadt, die ortsnahe Erzeugung gesunder Lebensmittel und der Lebensraum für Tiere und Pflanzen blieben auf der Strecke.
Nachhaltiges Flächenmanagement muss deshalb in der sehr angespannten Situation Esslingens bedeuten, dass man nicht mehr Grünflächen verbaut, versiegelt und vernutzt, als an anderer Stelle wieder "nachwachsen". Hoppla - wie sollen Wiesen und Äcker nachwachsen? Wenn wir sie erst einmal planiert und zubetoniert haben, werden sie uns auf ewig fehlen. Die Baulobby drängt trotzdem massiv darauf, weitere Grünflächen zu überbauen - sie muss die nächsten Jahresbilanzen im Auge haben. Aber die Stadträte und der OB sind für die Zukunftssicherung Esslingens verantwortlich und die verlangt ein Ende des Raubbaus an unseren Freiflächen.

Gerhard Saupe
Esslingen